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28.01.12

Interviewreihe 2012 - Teil 3

Die Interviewreihe 2012 soll sowohl ein geschichtlicher als auch ein geographischer Schwenk von West nach Ost sein. Mit Interviewpartnern der ersten Generation, über Nachwuchstalente und Nationalteam-Spieler, erfahrenen Coaches, teilweise sogar aus dem professionellen Baseball, bis hin zu Wieder-Aufgestiegenen, ist diese Reihe mit Persönlichkeiten bestückt, die aus Baseball-Austria nicht mehr wegzudenken sind.

 
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Ein Themenschwerpunkt wird neben den persönlichen Eindrücken der vergangenen Jahre vor allem ein Blick in die nahe Zukunft der Saison 2012 sein. Aber auch für langfristige Überlegungen, Ideen und Visionen wie zum Beispiel zukünftige Ligastrukturen, Nachwuchsarbeit und der Ausbau einer gesunden Vereinsstruktur ist hier Platz.

Mit Robert Buchelt haben wir eine erste Größe des Österreichischen Baseball als Gesprächspartner:

ABF: Deine eigentliche Baseball-Heimat sind die Vienna Bucks, zu denen du knapp nach deren Gründung gestoßen bist. Du warst dort Jahre lang als Catcher aber auch als Coach tätig und hast nun auf die Trainerbank in Stockerau gewechselt. Seit drei Jahren versuchst du aus dem teilweise jungen und talentierten Team das bestmögliche herauszuholen. Bisher zufrieden?

Robert Buchelt: Absolut. Ich bin sehr dankbar und stolz, dass ich Teil dieses tollen Teams sein darf. Jung, und das ist unsere Mannschaft zweifellos, heißt allerdings auch immer unerfahren bzw. unerfahrener als Andere. Das ist bei einem Sport wie Baseball natürlich auch ein Nachteil.



Foto: Carmen Drexler;


Robert Buchelt ist 44 Jahre alt, verheiratet und Vater eines Sohns. Er spielte und coachte von 1987 bis 2008 bei den Vienna Bucks. Seit 2009 ist er Coach der Stockerauer Cubs. Außerdem war er als Funktionär im Österreichischen Baseball-Verband und auch als Spieler und Coach im Nationalteam tätig.


Die Cubs gelten als solides Team in der ABL. In der letzten Saison hat man gezeigt, dass man auch die Großen ärgern kann, doch zur Tabellenspitze fehlt es noch. Was fehlt?

Zum Glück können wir die Großen nicht nur ärgern, sondern immer wieder auch verdient besiegen. Es fehlt vor allem aber, um die Nachhaltigkeit zu erreichen, Erfahrung und damit Abgebrühtheit, eine tiefere Bullpen und ein kaltschnäuzigerer Siegeswille.

Du bist schon lange dabei und hast Baseball-Austria als Spieler, Coach, Schiedsrichter und als Funktionär gesehen und selbst mitgestaltet. Auch im Nationalteam warst du lange international für Österreich im Einsatz. Wie bewertest du die Entwicklung von Baseball in Österreich in den letzten Jahren?

Mit einem lachenden und weinenden Auge. Mit einem lachenden, weil wir, seit den 80er Jahren, mehrere Quantensprünge geschafft haben und in vielen Bereichen auf dem richtigen Weg sind.
Mit einem weinenden, weil eindeutig mehr möglich wäre und wir uns nur sehr langsam nach vorne entwickeln. Ich vermeide hier bewusst den Begriff „Stillstand“. Das würde nicht stimmen. Langsame Bewegung trifft’s wohl eher.




Vienna Bucks 1989 - R. Buchelt (00) unten links -
Foto: www.viennabucks.at;



Was muss passieren, um die Vereinsstrukturen nachhaltig zu Stärken und das spielerische Niveau dauerhaft zu steigern?

Den meisten Vereinen wird wohl das entsprechende Budget fehlen. Geld ermöglicht nicht nur die Erweiterung des Teams, sondern auch sich Coaching- und Baseballkompetenz einkaufen zu können. Darüber hinaus hilft es auch gewisse Anreize zu schaffen. Mehr Geld kommt nur über mehr Zuschauer und man wird potentiellen Zuschauern eine möglichst perfekte Show bieten müssen. Wir hoffen doch alle, dass der Funke unserer Leidenschaft auf Andere überspringt. Es muss ein gefälliges und hochkarätiges Erlebnis für den Zuseher sein. In ein solches Erlebnis zu investieren könnte aber durchaus kontraproduktiv für das „reine Hobby“ Baseball sein. Man muss also wissen, wohin man will und aufpassen, dass der Preis dafür nicht zu hoch wird.

Die Vereinslandschaft in Österreich ist bunt gemischt. Immer wieder gibt es auch neue Vereine wie die Steyr Mustangs oder die Originals aus Zwettl. Doch viele Vereine klagen über Strukturprobleme, unerfolgreiche Nachwuchsarbeit usw.
Sind strengere Lizenzbestimmungen für Nachwuchs und Farmsystem sinnvoll? Liegt es in der Verantwortung der einzelnen Vereine, ihre Mitglieder und Funktionäre motiviert zu halten oder sollte der Verband vermehrt unter die Arme greifen?


Der Verband sind doch wir alle, oder etwa nicht? Es sollte daher in unser aller Interesse zu sein, uns abseits des Spielfeldes wo es geht gegenseitig unter die Arme zu greifen.
Die Frage passt sehr gut auf meine vorige Antwort. Strengere Bestimmungen sind dort gut, wo ich ohne sie erst recht Stillstand hätte. Dieser „sanfte Druck“ hat sicher schon Wunder bewirkt. Vereine mit dem richtigen Zug agieren davon ohnehin unabhängig. Wollen wir Richtung Show, wird es wohl notwendig sein. Wollen wir Richtung Hobby wird eine ausgeglichene Balance das Richtige sein.
Ich würde den gewählten Vertretern sogar mehr Entscheidungskompetenz geben. Ich bin der Meinung, dass Entscheidungsträger genau das machen sollten: entscheiden. Bei jeder Sitzung aufs Neue einen Konsens quer über so viel verschiedene Interessen finden zu müssen blockiert uns.

Du bist in Österreich nicht nur als Spieler und Coach sondern auch als Schiedsrichter bekannt, oder darf man auch sagen, gefürchtet?

Ich hoffe nicht gefürchtet, denn mein Selbstverständnis als Schiedsrichter wäre ein anderes gewesen. Ich habe mich allerdings in den letzten Jahren mehr auf das Coachen konzentriert und mein Schiedsrichter-Wissen und Können ist daher sicher schon ein wenig eingerostet. Wir haben mittlerweile aber ohnehin hohe und erstklassige Schiedsrichterkompetenz in Österreich. Das ist absolut positiv.

Wie stehst du zu den Entwicklungen der ABUA-Austria und dem Ziel, das Schiedsrichter- und Scorerwesen zu reformieren, die Umpires und Scorer auszubilden und die Kräfte der Unparteiischen zu bündeln?

Sehr positiv. Alles was uns besser macht ist zu begrüßen. Gerade bei den Schiedsrichtern muss das Streben nach Perfektion ebenfalls oberstes Gebot sein.

Ein Blick in die Zukunft: Wo siehst du Baseball-Austria in 15 Jahren?
Dauerhaft in der europäischen A-Gruppe.


Ein kurzer Word-Rap zum Abschluss:
Red Sox oder Yankees: Atlanta Braves
Meine größte Fehlentscheidung: Ein nicht erfolgversprechender Buntversuch, der zu einem Trümmerbruch, mehreren Operationen und einer lebensbedrohlichen Sepsis geführt hat.
2012 wird: Eine spannende Herausforderung
Ost-West: Potential für schlaue Ideen
Homerun oder 1-2-3-Inning: 1-2-3 Inning
In 10 Jahren bin ich: Stolz auf die Cubs und auf Baseball Austria
Spritzer oder Bier: Almdudler G’spritzt (ich trinke keinen Alkohol)
Mein bester Spielzug: Ein 5-2-3-2 Triple Play
Mercy-Rule: Muss nicht sein
Lieblings Base: 3rd Base – mein Zuhause

Vielen Dank für das Interview!


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Baseball League Austria
Ost G W L Pct
Metrostars
26 21 5 .808
Cubs
26 17 9 .654
Wanderers
26 15 11 .577
Ducks
26 11 15 .423
Grasshoppers
26 8 18 .308
West G W L Pct
Athletics
26 22 4 .846
Indians
26 15 11 .577
Bulls
26 12 14 .462
Cardinals
26 5 21 .192
Vikings
26 4 22 .154
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