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25.01.12

Interviewreihe 2012 - Teil 2

Die Interviewreihe 2012 soll sowohl ein geschichtlicher als auch ein geographischer Schwenk von West nach Ost sein. Mit Interviewpartnern der ersten Generation, über Nachwuchstalente und Nationalteam-Spieler, erfahrenen Coaches, teilweise sogar aus dem professionellen Baseball, bis hin zu Wieder-Aufgestiegenen, ist diese Reihe mit Persönlichkeiten bestückt, die aus Baseball-Austria nicht mehr wegzudenken sind.

 
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Ein Themenschwerpunkt wird neben den persönlichen Eindrücken der vergangenen Jahre vor allem ein Blick in die nahe Zukunft der Saison 2012 sein. Aber auch für langfristige Überlegungen, Ideen und Visionen wie zum Beispiel zukünftige Ligastrukturen, Nachwuchsarbeit und der Ausbau einer gesunden Vereinsstruktur ist hier Platz.

Als zweiten Interviewpartner haben wir die Ehre mit dem Mastermind der Athletics Attnang-Puchheim, Sebastian Libiseller zu sprechen:

ABF: Die Athletics hatten eine außerordentliche Regular Season 2011 und stellten mit nur vier Niederlagen in 28 Spielen einen neuen Rekord auf. Das Semifinale konnte souverän gewonnen werden, doch im Finale erwischten die Metrostars das routinierte Team aus Attnang am falschen Fuß. Wie sind sonst die persönlichen Erinnerungen an die Saison 2011?

  • Sebastian Libiseller: Danke für die nette Vorstellung, aber als Mastermind würd ich mich nicht bezeichnen. Da gibt es genügend andere bei uns die ihr Hirn genauso anstrengen, sonst wäre vieles nicht möglich.


  • …Eigentlich sehr gute, es gibt schlimmere Dinge im Sport als das zweitbeste Team der Nation zu sein. Man wird zwar am Ende des Tages natürlich am sportlichen Erfolg gemessen, aber ich denke als Zweiter der ABL, Dritter in einer starken Europacup Gruppe und Erfolgen beim Nachwuchs und in der Regionalliga können wir zufrieden sein.


  • Viel mehr freut es mich aber, dass unser Verein, also unsere Mitglieder wieder Dinge auf die Beine gestellt haben, die man nicht unbedingt vermutet hätte. Einen Europacup zu organisieren und abermals sehr gutes Feedback von der CEB zu bekommen, den Finkstonball in dieser Art und Weise abzuwickeln, als einer von zwei Vereinen in Europa eine IPhone App auf den Markt zu bringen und vieles mehr – das sind Dinge die bedürfen viel Einsatz und ehrenamtliches Herzblut. Und ich denke das sollte man auch in Erinnerung behalten wenn man an die Saison 2012 denkt.


  • Der European Cup Qualifier findet auch 2012 im A’s Ballpark am Spitzberg statt, Gratulation! Beim ersten Europacup-Turnier 2009 schaffte man den Aufstieg nur um ein Haar nicht, im letzten Jahr erwischte man eine besonders schwere Gruppe, und die Athletics erreichten Platz 3. Gibt es für 2012 ein Rezept beim Heimturnier den Aufstieg zu schaffen?

  • Naja, dass wir jetzt die Gruppeneinteilung kennen, macht die Spekulationen um einen Aufstieg nicht leichter. Mit Kroatien, Russland, Schweiz, Schweden und Weißrussland haben wir fünf gute bis sehr gute Gegner bekommen. Es ist kein Team dabei, bei dem man von einem Jausen-Gegner sprechen könnte. Die Gruppe ist auf jeden Fall noch um einiges stärker als 2011. Ich denke am Ende der Woche wird es wohl eine sehr ausgeglichene Tabelle sein und nur der Tie-Breaker über die Finalteilnahme entscheiden.


  • Jahr für Jahr überraschen die Attnang-Puchheimer mit einem, manchmal auch mehreren Imports, die Spiele für Euch entscheiden können. Glückliches Händchen oder Scouts? Ist für 2012 schon jemand in Sicht?

  • Eigentlich ist es eine Mischung aus Beidem. Es gibt gute Kontakte in den USA deren Empfehlungen sehr viel Wert sind für uns. Man kann die Spieler ja auch nur auf Grund ihrer Bewerbung, Videos und Statistiken bewerten – die soziale Komponente kommt da oft zu kurz. Schlussendlich ist aber auch die Persönlichkeit ausschlaggebend, ob derjenige in Österreich ein dominanter oder nur guter Spieler ist. Für 2012 gibt es im Moment noch keine Pläne, da wir einerseits noch Projekte planen die die Entscheidung beeinflussen. Andererseits warten wir normalerweise die Spring Trainings der Minor Leagues und Independent Teams ab bevor wir uns entscheiden.






  • Foto: Silvia Libiseller;




    Sebastian Libiseller ist 27 Jahre alt, verheiratet und Sektionsleiter des ASKÖ Attnang-Puchheim Sektion Baseball sowie im Vorstand des Oberösterreichischen Baseballverbands vertreten. Neben seinen Funktionärstätigkeiten ist er im Farmsystem der Athletics aktiv und ist als die Stimme der A’s im Ballpark am Attnang-Puchheimer Spitzberg bekannt.



    Wie bereits angesprochen sind die A’s eine routinierte und zusammengeschweißte Truppe. Doch auch diese wird nicht jünger. In den letzten Jahren habt ihr jungen Spielern der Chickens die Möglichkeit gegeben ABL-Luft zu schnuppern, doch als junges Team würde man die Athletics trotzdem nicht bezeichnen. Wie sollen bevorstehende „Baseball-Pensionsantritte“ ersetzt werden? Wie schaut es mit eurem Nachwuchs aus?

    Ja da geb ich dir Recht, die „jungen Wilden“ sind wir wohl nicht. Das hat einerseits damit zu tun, dass vor ca. 10 Jahren das Nachwuchsprogramm leider nicht so funktioniert hat wie es jetzt funktioniert und daher jetzt nur wenige Spieler mit ABL Niveau im Alter von 17-19 da sind. Rund ein Drittel unseres ABL Kaders ist oder wird 2012, 30 Jahre alt. Auch wenn das für viele oft ein neuer Lebensabschnitt ist, ist diese Marke meiner Meinung nach im Baseball völlig irrelevant. Ganz im Gegenteil denke ich, dass es für eine gewisse Motivation der Spieler spricht, dass sie auch in späteren Lebensphasen Baseball so viel Platz einräumen.

  • Ich denke, die Liga wäre um einiges reicher, hätten viele der älteren Spieler die gerade erst Anfang, Mitte 30 sind ihre Karriere noch nicht beendet. Die restlichen Spieler haben alle noch 10 oder mehr Jahre im Baseball vor sich. Gott sei Dank können wir mittlerweile auf einen sehr großen Kader zurückgreifen, was in der Vergangenheit ja auch nicht immer so war.


  • 2011 hatten wir fünf Spieler im Jugend Nationalteamkader gestellt, 2010 waren es inkl. Schüler fast doppelt so viele. Ich denke, dass wir da auf dem richtigem Weg sind und wie man auch bei anderen Vereinen sieht, wird es immer wieder Phasen geben wo mehr junge Spieler nachdrängen und Phasen wo es keine oder fast keine gibt. Die Frage ist nur, wie man die Phasen mit weniger Nachwuchs übersteht. Um kontinuierlich jedes Jahr 2-3 Talente in die erste Mannschaft einzubauen sind mit Ausnahme von ein, maximal zwei Nachwuchsprogrammen in Österreich alle, quantitativ gesehen, zu klein.



  • Sebastian Libiseller für das Farmteam der A's im Einsatz - Foto: S. Libiseller;


    Im letzten Bundessenat wurde vom Oberösterreichischen Verband ein Antrag auf eine Änderung der Ausländerregelung gestellt. Erkläre unseren Lesern doch kurz die neue Idee, ihre Ziele und erhofften Veränderungen.

  • Die Ideen dahinter sind viele. Grundsätzlich geht es darum, Spieler mit Ausnahmegenehmigung den Baseball Legionären gleichzusetzen. Das heißt egal aus welchem Beweggrund jemand in Österreich Baseball spielt und keinen österreichischen Pass hat, er zählt in der ABL am Spielfeld immer als einer von maximal drei ausländischen Spieler, ausgenommen er ist jünger als 21 Jahre. Zusätzlich sollen die Positionen Pitcher, Catcher und Shortstop, ähnlich wie in anderen Ligen geschützt werden, indem diese nie gleichzeitig von allen drei ausländischen Spielern besetzt sein dürfen. Die Beschränkung des Pitchings durch Nicht-Österreicher bliebe unverändert.


  • Die ganze Regelung hat eigentlich viele Hintergründe und positive Auswirkungen, auf alle einzugehen würde wohl den Rahmen sprengen, aber nur um einige zu erwähnen. Viele sagen dann, ja da spielen ja dann noch mehr Leute die nicht fürs Nationalteam interessant sind. Das mag vielleicht auf einzelne Teams zutreffen, aber im Schnitt werden es deutlich weniger sein als zuvor. Wenn ein Team, das bisher einfach nicht den Zugang zu ausländischen Baseballspielern die in Österreich leben hatte, dann haben wir gesagt: Gut du darfst einen Ausländer (zwei mit DH) einsetzen aber kann sein, dass du gegen ein Team spielst bei dem fünf oder mehr in der Aufstellung sind – das ist aber ok weil die wohnen ja in Österreich. Welchen Unterschied macht es für das Nationalteam und den internationalen Vergleich ob derjenige hier wohnt und arbeitet? Wenn wir das Nationalteam fördern wollen, dann müssen wir einerseits Schlüsselpositionen schützen und andererseits den Vereinen ermöglichen flexibler mit ihren Spots für Nicht-Österreicher zu agieren.


  • Gleichzeitig ist es auch eine Anpassung an internationale Standards. Stell dir vor ein Verein mit zahlreichen Ausnahmgenehmigungen wird Meister oder Vizemeister und fährt zum Europacup, was machen die dann? Dort sind nur drei Spieler erlaubt, die nicht den Pass der teilnehmenden Nation haben. Im Endeffekt bringt diese Neuregelung eine Stärkung des Nationalteams, eine Beschränkung der ausländischen Spieler aber gleichzeitig auch eine Flexibilisierung mit einer fairen Regelung für alle Vereine egal wo sie zu Hause sind.


  • Nicht nur die Ausländerregelung soll neu gestaltet werden. Auch die Ligastrukturen der ersten beiden Ligen stehen vor einem Umbruch. Zur Niveaubündelung wird über ein System mit zwei 6er-Ligen mit längerer Playoff- bzw. Relegationsphase nachgedacht. Der Ruf nach einer Ost-West Trennung ist aus manchen Ecken des Landes kaum zu überhören. Für die Athletics, die vor allem geographisch in der Mitte dieser Diskussion stehen, ist diese Entscheidung sicherlich keine eindeutige. Was ist Euer Standpunkt zur Veränderung der Ligastruktur?

  • Wenn ich für die Athletics in der ABL spreche ist eine Ost-West Trennung genauso uninteressant wie oder andere Teilungsszenarien. Wir liegen in der Mitte, das ist einfach geographisch bedingt und daran kann man nichts ändern.


  • Eine ABL zu teilen und eventuell aufzustocken führt im Moment und wohl auch mittelfristig zu nichts anderem als einer Verwässerung des Niveaus. Wir können uns grundsätzlich mit vielen Szenarien anfreunden, die keine Teilung der ABL vorsehen. Darunter gäbe es durchaus interessante Modelle, zB Dreiteilung der BBL wie in den 90er Jahren, wie man den Aufwand für die Teams erleichtert, bei weniger Kosten mehr Spiele ermöglicht und trotzdem den besseren Vereinen eine Möglichkeit gibt sich österreichweit zu messen.


  • Allerdings kann ich als Vertreter der Athletics auch mit einer 6er BBL leben, da es für die Farmteams in den Regionalligen auch eine Aufwertung ist gegen ehemalige BBL Teams zu spielen und starke Regionalligen sind auch ein Mittel um effizient an viele Spiele, auf gutem Niveau zu kommen.


  • Aus rein persönlicher Sicht: Was fehlt Baseball-Österreich um in Zukunft auch eine „große“ Baseballnation zu werden? Wie könnte dies erreicht werden?

  • Das sind aus meiner Sicht mehrere Dinge wie Geld, Infrastruktur, Akademien etc… aber gleichzeitig, muss sich eines ändern: Die Einstellung der Sportler selbst. Solange Baseball auch unter den Top-Spielern in Österreich als Hobby gesehen wird, das im Leben vielleicht 5 Jahre Stellenwert Nummer eins hat, solange werden wir wahrscheinlich auch keine Minor League Spieler haben oder auf Dauer im A-Pool zu Hause sein.


  • Es gibt im Moment quer durch Österreich nur sehr wenig Leistungswille und Wille zur Professionalität – weg von der Sonntagsnachmittag Beschäftigung zu einer seriösen Sportart. Das ist aber kein Vorwurf an die Spieler, denn logischer Weise - wenn jemand weiß - ich kann den Sport jetzt 10 Jahre mit einer gewissen Intensität machen, aber dann muss ich schauen, dass ich im Beruf weiterkomme weil sonst steh ich mit nix da, dann ist die Entscheidung gegen Baseball immer eine Leichte. Die Spieler müssen einfach eine Perspektive sehen dass Baseball nicht nur eine Phase ihres Lebens ist.


  • Außerdem gibt es in Österreich nur eine Handvoll Coaches die das weitergeben was sie in 15 Jahren als Spieler gelernt haben. Viele Spieler die ihre Karriere beendet haben bleiben nicht einmal als Funktionäre oder Coaches erhalten. Ich bin der Meinung dass es in Österreich mehr als genug Know How gäbe, so dass es mit regelmäßigen Fortbildungen auch bald eine Flut von einheimischen Coaches gibt, die dazu beitragen Spieler besser auszubilden.


  • Abgesehen davon bin ich ein Verfechter der Meinung, dass die Vereine mehr machen müssen als sich sportlich zu entwickeln. Es gibt Sportligen in Österreich und auch in anderen Ländern, die sind in ihrer jeweiligen Sportart nicht dort wo die ABL in Baseball Europa ist, aber die haben Zuschauer, Medien und Investoren, weil sie gewusst haben und erkannt haben, dass professionelle Strukturen schlussendlich auch zu einem höheren Spielniveau führen und gleichzeitig sehr angenehme Nebeneffekte haben.


  • Danke Johannes für das Interview!

    Ein kurzer Word-Rap zum Abschluss:
    No-Hitter oder Cycle: Wenn schon No-Hitter, am Schlag bin ich ganz mies.
    Größter Erfolg: Einen Verein mitzugestalten, bei dem die Mitglieder auch Freundschaften verbinden und nicht nur „Konsumenten“ sind.
    Ost-West: Mitte
    Zu Baseball gehört: Sonne, manchmal Regen und die Chance viele internationale Bekanntschaften zu machen, die trotzdem alle dieselbe Sprache sprechen.
    2012 wird: hoffentlich ein Wendepunkt für den österreichischen Baseball
    Slowpitch: ist die einzige Chance wie die Massen für Baseball zu begeistern sind.
    Yankees-Red Sox: Red Sox
    7th-Inning-Strech: Sweet Caroline
    Spritzer oder Bier: Beides aber nicht gleichzeitig.
    Meine Schwäche: Mit nur einer werden wir da nicht auskommen…
    Lieblings Base: Homeplate, in keinem anderen Sport beginnt und endet das Spiel am selben Punkt.

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