Interviewreihe 2012 - Teil 7

Die Interviewreihe 2012 soll sowohl ein geschichtlicher als auch ein geographischer Schwenk von West nach Ost sein. Mit Interviewpartnern der ersten Generation, über Nachwuchstalenten und Nationalteam-Spielern, erfahrenen Coaches, teilweise sogar aus dem professionellen Baseball, bis hin zu Wieder-Aufgestiegenen, ist diese Reihe mit Persönlichkeiten bestückt, die aus Baseball-Austria nicht mehr wegzudenken sind.

Für das nächste Interview haben wir den Präsidenten und Spieler der Union Kufstein Vikings, Stefan Graf an den Gesprächstisch geholt.

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ABF: Die Saison 2011 war wohl einer der schwersten in der Geschichte der Vikings. Der Verlust von Tobi Schermer und die Schulterverletzung von Pitcher-Ikone Werner Harrasser sind nur zwei von mehreren Gründen, warum die Vikings nach elf Playoff-Appearances in Folge heuer so abgestürzt sind. Am Ende kam man trotz des Verlierens in der Relegation mit einem blauen Auge davon und kann 2012 nun doch in der ABL spielen. Wird diese Saison wieder ein Playoff-Jahr?

Stefan Graf: Erstmals vielen Dank, dass auch ich für diese Interviewreihe ausgewählt wurde! Diese Frage ist einfach zu beantworten. Definitiv Ja! Unser erklärtes Saisonziel müssen heuer wieder die Playoffs sein. Wie du schon erwähnt hast war das letzte Jahr wohl das schwerste in der Vereinsgeschichte. Wir haben unsere Konsequenzen daraus gezogen und sind nun mit einem verjüngten Team und einer neuen Mannschaftsstruktur am Start.

Diese sieht sehr vielversprechend aus. Jedoch will ich hier nicht weiter darauf eingehen, denn wie wir schon alle wissen hat der Sport seine eigenen Regeln. Ob die Neustrukturierung Früchte trägt wird sich am Spielfeld zeigen. Nichts desto trotz kann ich dir versprechen, dass die Vikings 2012 wieder heiß auf die Playoffs sind.

Die Union Kufstein Vikings hat sich dazu entschlossen 2012 zwei Teams in die ersten beiden Ligen zu schicken. Wer kurz nachzählt merkt schnell, dass sechs Roadtripps in den Osten, zwei Doubleheader in Oberösterreich und drei in Vorarlberg den Kilometerzähler heuer schwer in Anspruch nehmen wird. Ganze 22 Spieler habt ihr in der ABL Saison 2011 eingesetzt und wie erwähnt habt ihr auch junge Spieler, die sich weiterentwickeln sollen. Wie wollen die Vikings, die sicherlich ein gut organisierter Verein sind, die Situation mit den vielen Auswärtsspielen bewältigen, die vor allem die Spieler beanspruchen wird?

Es ist sicherlich noch Neuland für uns und soweit meine Erinnerung in BBA zurück gehen auch für jeden anderen Verein im österreichischen Baseball. Wir sind uns bewusst, dass dies eine Monsteraufgabe für unseren Verein bedeutet. Jedoch bietet diese Mannschaftstruktur auch ungeahnte Möglichkeiten, die uns bei der Entscheidungsfindung wichtiger erschienen als die hohe Anzahl an Kilometern bei den Auswärtsspielen. Außerdem kommt mit den vielen neuen Gesichtern wieder merklich mehr Schwung in die Mannschaften, die diese hoffentlich über das ganze Jahr mitnehme kann.

Ein Problem das Baseball wohl fast überall in Österreich hat, ist der geringe Stellenwert, zum Beispiel, im Vergleich zu Fußball. Wie sieht die Situation bei euch im Inntal aus?

Leider nicht viel anders, als in den restlichen Teilen Österreichs. Jedoch können wir durchaus beobachten, dass Aufgrund der familiären Atmosphäre im Baseballverein Spieler von anderen Sportarten wechseln und auch länger bleiben als zum Beispiel im hiesigen Fußballclub. Der Bekanntheitsgrad konnte in den letzten Jahren durch sehr gute Pressarbeit stetig verbessert werden.

Auf der Straße ist man mit einer grünen Vikings Kappe kein Unbekannter mehr (zumindest Lokal). Ich finde diese Entwicklung großartig. Jedoch ist es noch ein langer und vor allem steiniger Weg bis der Baseballsport in Österreich die Aufmerksamkeit bekommt, die er verdient. Leider muss man hier auch erwähnen, dass ein wichtiger Redakteur, der immer wieder über die Sportunion Kufstein Vikings in der Lokalen und Tirol-weiten Presse berichtete, Ende letzten Jahres überraschend verstorben ist. Jedoch bin ich mir sicher, dass die guten Kooperationen mit den Medien auch 2012 weiterhin bestehen bleiben.

Du bist bei den Vikings nicht nur als Spieler sondern auch als Funktionär im Einsatz. Im kommenden Jahr soll es in der Ligastruktur der beiden bundesweiten Ligen in Österreich eine Umstellung geben. Die einen wünschen sich weniger Roadtripps, andere mehr Spiele, wieder andere wollen vor allem mehr Spiele auf gleichem Niveau spielen, das in einer 8er-Liga durchaus auch sehr unterschiedlich sein kann. Ziel dieser Strukturreform sollte wohl sein, Baseball in Österreich nachhaltig auf ein höheres Level zu bringen, mit einem gesunden Unterbau versteht sich. Wie können diese Ziele eurer Ansicht nach erreicht werden?

Ich will hier gleich einmal vorweg einwerfen, dass es meiner Meinung nach keine Ligastruktur gibt, auf der man weniger Roadtrips und mehr Spiele auf gleichem Niveau hat. Das wäre, wie man so schön sagt die eierlegende, goldenen Wollmilchsau. Ich darf an dieser Stelle eine Aussage eines Funktionärs der Attnang Athletics zitieren: „Wer ABL spielen will, der muss auch bereit sein mehr zu leisten als andere“. Ich sehe das genau so!

Wenn wir unseren Sport voran bringen wollen und ihn verbessern, dann müssen wir am Unterbau arbeiten. Der Niveauunterschied der ersten und 2ten Liga ist meiner Meinung nach Zurzeit zu groß. Ein Absteiger würde es 2012 sehr leicht haben wieder in die erste Liga zu kommen. Umgekehrt verhält es sich genauso. Ein Aufsteiger wird es sehr schwer haben sich an das Niveau der ersten Liga anpassen zu können. Somit ist es meiner Meinung nach wichtig dass der Unterbau gestärkt wird. Ich würde nur den letzten bzw. den ersten der ABL, bzw. 2ten Liga in die Relegation schicken. Somit können sich alle Teams mit der Zeit in eine ABL etablieren die vom Niveau und auch organisatorisch ausgeglichen ist.

Mit den beiden Aufsteigern 2011 und dem Wegfall der Schwechat Blue Bats wäre meiner Meinung nach eine gute Mischung in der obersten Spielklasse geschaffen. Diese 8 Teams (bis auf eine Ausnahme) stellten schon in der Vergangenheit unter Beweis, dass sie sowohl spielerisch, als auch organisatorisch BBA. bzw. die ABL bereichern. Es macht meiner Ansicht nach keinen Sinn die erste Liga auf 6 Teams zu kürzen, denn eine 3er Runde mit 6 Teams würde mehr Fahrtaufwand bedeuten als die jetzige Ligastruktur beinhaltet. Und das Ganze für einen Doubleheader mehr im Jahr. Eine Reduktion der Spiele auf 20 pro Saison (6er ABL mit Hin- und Rückrunde) beinhaltet einfach zu wenige Spiele.

Die Optimal Lösung bietet meiner Ansicht nach eine Teilung der BBL und RLW in Ost, Mitte und West. Diese spielen dann eine Regionale Vorrunde und die 6 Besten (2 pro Gruppe) spielen anschließend die BBL im gewohnten System aus. Um zu verhindern, dass zu großer Wechsel in der ABL entsteht sollte nur der 8 platzierte Relegation spielen. Somit würde der Fixabsteiger entfallen und es würde verhindern, dass ein Team aus einer schwachen 2ten Liga in die erste Liga automatisch aufrückt. Die restlichen Mannschaften der regionalen 2ten Ligen würden wie gewohnt die Regionalliga ausspielen. Dies würde mehr Spiele bei fast gleichem Fahrtaufwand bedeuten. Und zetlich sollte sich dies leicht ausgehen, da jedes Jahr wieder die 2te Liga um einige Wochen früher fertig war.

Ein Blick in die Zukunft: Wo siehst du Baseball-Austria in 15 Jahren?

Kritiker wird es immer geben, aber ich sehe für BBA keine große Zukunft, wenn nicht bald alle einsehen, dass wir, auch wenn wir gegeneinander spielen, am selben Strang ziehen! Leider finde ich zur Zeit, dass dies einfach noch zu wenige Leute eingesehen haben. Ich will hier aufgrund kürzlich geführten Diskussionen und Streitigkeiten wegen der SBO uns Sonstigem nicht weiter darauf eingehen.

Jedoch sei nur so viel gesagt: „Es muss unser Ziel sein die ersten beiden Liga wieder vollständig mit motivierten Teams zu besetzen!“ Je früher uns dies gelingt, desto besser stehen wir in 15 Jahren da. Jedoch lässt unsere Jugendarbeit, die ja den Berichten nach in ganz Europa gut abschneidet auf einiges hoffen. Somit würde ich sagen, dass zumindest ein permanenter Platz im A-Pool ein fixer Bestandteil von BBA sein sollte.

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