NEWS
07.02.12

Interviewreihe 2012 - Teil 6

Die Interviewreihe 2012 soll sowohl ein geschichtlicher als auch ein geographischer Schwenk von West nach Ost sein. Mit Interviewpartnern der ersten Generation, über Nachwuchstalenten und Nationalteam-Spielern, erfahrenen Coaches, teilweise sogar aus dem professionellen Baseball, bis hin zu Wieder-Aufgestiegenen, ist diese Reihe mit Persönlichkeiten bestückt, die aus Baseball-Austria nicht mehr wegzudenken sind.

Nach Claus Seiser haben wir mit Felix Zimmerle ein weiteres junges Talent als Gesprächspartner gefunden:

 
 Buffer
ABF: Im letzten Herbst bist du gemeinsam mit den Wanderers trotz der Favoritenrolle gegen den Lokalrivalen im Semifinale ausgeschieden. Haben euch die Metrostars, die sich schließlich die Meisterkrone aufsetzen konnten, am falschen Fuß erwischt oder gingen die Wanderers, wie schon 2010, einfach zu wenig beherzt in diese Playoffserie?

  • Felix Zimmerle: Am falschen Fuß erwischt ist wohl die Beste Weise unseren Playoff-Start zu beschreiben. Am Tag vor den Playoffs war das Team überaus motiviert und diese Motivation haben wir auch ins erste Spiel mitgenommen. Die erste Niederlage war dann sehr ernüchternd. Wir hatten Schwierigkeiten die Motivation für das zweite Spiel wieder zu finden, weshalb auch dieses an die Metrostars abgegeben werden musste. Am Wochenende darauf standen wir alle unter immensem Druck, welchem wir im ersten Spiel noch problemlos standhalten konnten. Was danach passiert ist, kann ich nicht wirklich erklären. Die Metrostars haben einfach konstanter gespielt als wir und so gegen die Athletics, was ihnen schlussendlich den Meistertitel brachte.




  • Foto: Karen Stetter Nordhoff ;



    Felix Zimmerle ist 17 Jahre alt, gewann in der ABL-Saison 2010 den Gold-Glove auf 3rd Base und seit 2009 Mitglied der Leistungsgruppe Ost. 2011 verbrachte er ein Semester an der Southridge High School und war dort Starting Shortstop und Pitcher.


    Der Abgang von Clemens Cichocki, der das Team seit 2009 stützte, wechselte zurück in seine ehemalige Baseballheimat nach Wiener Neustadt zu den im Vorjahr aufgestiegenen Ducks. Auch die Anwesenheit von Christian Tomsich, der im Vorjahr immerhin Best Batter der ABL war, ist fraglich. Wie wollen die Wanderers dieses Loch stopfen um auch 2012 wieder Kandidat für den Meistertitel zu sein?

  • Der Verlust des Team-leaders ist sicher hart, aber man muss sich an die Situation anpassen und ich bin mir sicher, dass sich im Laufe der nächsten Saison ein neuer Leader herauskristallisieren wird. Mister Tomsich’s Anwesenheit ist fraglich, aber nicht auszuschließen.


  • Ich schätze es ist an der Zeit für uns Jüngere einen Schritt zu tun und die Fehlenden zu ersetzen. Wir haben im Team doch einige Nachwuchstalente und wir arbeiten alle sehr hart, was mich für die kommende Saison auf jeden Fall positiv stimmt. Zum Glück ist Baseball ein Teamsport und man kann sich gegenseitig aushelfen. Klarerweise bleibt daher der Meistertitel das Jahresziel, jede andere Einstellung würde dem Teamgeist nicht entsprechen.



  • Euer Starting-Pitcher, Johannes Godler, kuriert zur Zeit an einer Ellenbogenverletzung. Wird er bis Saisonbeginn wieder fit? Dass du auch am Werferhügel deine Qualitäten hast, konntest du schon mehrfach unter Beweis stellen. Wird man dich in dieser Saison auch öfter am Pitchermound sehen?

  • Ich glaube es ist noch zu früh ein Urteil über seine Fitness zum Saisonanfang zu fällen, da er gerade erst wieder begonnen hat den Baseball zu werfen. Ich hoffe er schafft es, sein Ellenbogenproblem bald wieder in Griff zu bekommen, da er ein sehr wichtiger Bestandteil unseres Teams ist.


  • Unabhängig davon, bin ich jederzeit bereit die Pitcherposition einzunehmen. Ich arbeite aktuell an meinem Wurfspeed und versuche bis zum Saisonanfang ein paar Extrameilen dazuzubekommen. Aufgrund von Clemens Cichockis Entscheidung die Wanderers zu verlassen, bleibt natürlich ein Spot offen, den ich klarerweise gerne einnehmen würde. Ich denke somit schon, dass ich dieses Jahr mehr Innings am Mound bekommen werde als letzte Saison und freue mich schon sehr darauf.


  • Im heurigen Jahr findet in Brün die U21-EM statt. Auch Österreich wird dabei vertreten sein. Geht alles gut, wirst du dich sicherlich für den Kader empfehlen. Sich mit den besten Spielern Europas in deinem Alter zu messen, ein weiteres Karriere-Highlight auf das du dich freust?

  • Ganz klar, die Chance gegen gleichaltrige Europäer zu spielen, ist immer ein Ereignis auf das ich mich freue. Es ist jedes Mal interessant zu wissen auf welchem Level man sich befindet und wie gut man mit den großen Baseball-Nationen wie Italien oder Tschechien mithalten kann. Das Feld von Draci Brno ist wunderschön und die Stimmung passt dort auch immer. Ich bin sicher, dass die Woche wieder ein tolles Erlebnis wird und eine gute Gelegenheit bietet, internationale Erfahrung zu sammeln.


  • Seit Gründung der Leistungsgruppe Ost trainierst du mit den talentiertesten Spielern aus der Region. Seit diesem Winter darf sich die Leistungsgruppe sogar Academy nennen. Ihr trainiert bis zu drei Mal die Woche. Was steht da alles am Programm?

  • Die Leistungsgruppe besteht aktuell aus 17 Spielern. Diese sind von Martin Langlois als vielversprechendste Spieler ausgewählt worden. Unser Training findet drei Mal die Woche statt, und wird von Martin Langlois, David Körber und Fredi Heisler geleitet. Bei den Trainings werden Ernährungs- und Trainingspläne besprochen und die Skills eines jeden einzelnen Spielers verbessert.


  • In der ABA (Austrian Baseball Academy, Anm.) wird auch erwartet, dass diese ihren Ernährungsplan wie auch Trainingsplan, zu dem Kräftigungsübungen im Fitnescenter, Konditions- bzw. Ausdauertrainingseinheiten zählen. Auf jährlichen Anti-Doping-Schulungen, die von der NADA durchgeführt werden, werden wir über die Gefahr und die Kriminalität des Dopings aufklärt.


  • Außerdem haben wir als Spieler die tolle Gelegenheit eine Zeit lang mit einem von der MLB (Major-League-Baseball, Anm.) beauftragten Trainer zu arbeiten. Letztes Jahr war es Rob Helmick, der Fitnesscoach der Toronto Blue Jays.


  • Wir bekommen auch die Möglichkeit eine Woche mit einer besser-geförderten Akademie zu trainieren, wie zum Beispiel jener Regensburg, Deutschland oder in Tirrenia, Italien. Alles in allem hat mir die ABA schon sehr viel gebracht und die große Gelegenheit als österreichischer Nachwuchsspieler ausreichend gefördert zu werden.



  • Felix Zimmerle auf 3rd Base - Foto: Matti Wulfes;

    Wer Dich kennt weiß, dass du sehr hart an dir arbeitest. Die Leistungsgruppe, seit heuer sogar Akademie genannt, gibt dir dazu, wie du selbst sagst, sicherlich den nötigen Background. Viele deiner Alterskollegen aus Schule und Bekanntenkreis beschäftigen sich hingegen mehr mit dem Thema Ausgehen. Joachim Frick meinte in seinem Interview, dass dies für die professionelle Ausübung von Sport besonders im jugendlichen Alter sehr hinderlich ist. Wie siehst du das?

  • Ich bin der Meinung, dass man in Österreich nur dann einen Sport professionell ausüben kann, wenn man sehr diszipliniert ist. Vor allem wenn man einen Randsport wie Baseball betreibt, wird man schon von vornhinein nicht wirklich ernst genommen und es wird wenig Verständnis gezeigt, wenn der Sport einen daran hindert einem „Spaߓ nachzugehen. Man muss sich in diesem Fall ein bisschen von seiner Außenwelt abgrenzen und seinen eigenen Weg gehen.


  • In Österreich steht für Leute in meinem Alter sicher Spaß an erster Stelle, welcher oft mit Alkohol in Verbindung gebracht wird. Joachim Frick bietet für mich ein gutes Beispiel dafür, dass es für Nachwuchsspieler in höheren Ligen nicht einfach ist zum Thema Alkohol Distanz zu halten. Zum Baseball (in Österreich) gehört: ein kühles Bier danach. Die richtige Einstellung und das nötige Verständnis für hart arbeitende Nachwuchsspieler fehlt meiner Meinung nach, weil Hobbysportler und Semiprofis in einer Liga spielen und somit verschiedene Meinungen aufeinander treffen.


  • Wer erfolgreich sein will, muss wohl seinen ganz eigenen Weg gehen. Die Austrian Baseball Academy bietet dafür sehr hilfreichen Background.


  • Im letzten Jahr hast du ein Semester in den USA Highschool-Baseball gespielt. Erzähle unseren Lesern ein wenig über deine Erfahrung im Baseball-Mutterland!

  • Das Semster in den USA ist sicherlich eines der beeindruckendsten Erlebnisse die ich je hatte. Ich habe damit angefangen im Jänner mit dem Team auf lockerer Basis zu trainieren. Open Gym wurde diese Zeit genannt, da konnte auch jeder mitmachen der wollte. Mit der Zeit haben sich die Stammspieler herauskristallisiert und zirka 2 Wochen vor Saisonbeginn hat unser Coach den Varsity und Junior Varsity Kader bekannt gegeben.


  • Ich war im Varsity Kader. Von Anfang an habe ich meinen Trainer nicht ganz überzeugen können, aber nach ein paar Spielen konnte ich mir meine Fixpositionen auf Shortstop, Pitcher oder Third Base erarbeiten. Leider war meine Schule nicht die Baseball Schule Nummer eins aber wir konnten gegen ein paar Schulen auf höherem Niveau durchaus mithalten. Da hat es dann schon so manche Nachwuchstalente gegeben die die High-80s vom Hügel erreichen konnten. Beendet hab ich meine Saison in Amerika mit einer Average von .279 und zwei Complete Games über 7 Innings, beide waren Wins, die ich ich nicht vergessen werde.


  • Es war ein Wahnsinnserlebnis auf höherem Nachwuchsniveau zu spielen und nicht jedem erklären zu müssen, dass Baseball tatsächlich existiert. Da ist dann halt gleich die ganze Schule hinter dem Team und feuert an. So viel Enthusiasmus kann man sich hier nur wünschen.


  • Du bist in deinem Matura-Jahr und dein großes Ziel ist ohne Frage ein Platz in einem US-College-Team. Wie sieht dein Weg dahin aus?

  • Stimmt, College Baseball ist ein Riesenziel für mich. Nach der Matura folgt einmal der Zivildienst und dann geht’s hoffentlich nach Arizona. Im Februar nächsten Jahres fliege ich für Visits hin und dann wird sich herausstellen, welches College es wird.



  • Ein kurzer Word-Rap zum Abschluss:

    Mets oder Yankees: Mets
    Zu Baseball gehört: Disziplin
    In 10 Jahren bin ich: 27
    Diving-Catch oder Hook-Slide: Diving Catch
    Mein bester Spielzug: 5-3-6 double play mit Claus Seiser und Christian Tomsich
    Of the Bag: nicht
    Meine Schwäche: Basen stehlen
    Flyout oder Groundout: Flyout am Warningtrack, Groundout durch Diving-Play
    Lieblingsbase: Third


    LINKS:









     
     Buffer

     
    zurück
    Baseball League Austria
    Ost G W L Pct
    Metrostars
    26 21 5 .808
    Cubs
    26 17 9 .654
    Wanderers
    26 15 11 .577
    Ducks
    26 11 15 .423
    Grasshoppers
    26 8 18 .308
    West G W L Pct
    Athletics
    26 22 4 .846
    Indians
    26 15 11 .577
    Bulls
    26 12 14 .462
    Cardinals
    26 5 21 .192
    Vikings
    26 4 22 .154
    LINKS