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23.04.16

Austrian Academy U16-Team bei den SUMA Open

Das U16-Team der Austrian Academy war vergangenes Wochenende beim Colt League Qualifier 2016, den SUMA Open, in Prag dabei. Auch wenn am Ende nur Platz 9 dabei herausschaute, zeigte das Team eine solide Leistung
 

ENTTÄUSCHT, NICHT ENTTÄUSCHEND

Ein guter Teil des U16-Teams der Austrian Baseball Academy bestand heuer aus Spielern der Sensationsmannschaft vom Vorjahr, die sich den U14-Titel und damit das Ticket zur Pony League World Series in den USA holen konnte.

Dementsprechend hoch waren auch die Erwartungen, wenngleich dieser Umstand auch bedeutete, dass es für die meisten Spieler das erste von zwei möglichen Jahren im U16-Team war und man damit ein relativ junges Team ins Rennen um die Qualifikation zur Colt League World Series (so heißt der U16 Pony-Bewerb) schickte.

Ein Blick auf die Gruppeneinteilung der Vorrunde ließ die beiden Coaches Elias Niel und Fredi Heisler schon erahnen, dass ein Platz in den Top 8 nicht leicht zu ergattern sein würde. Mit dem italienischen U16-Meister, Crocetta Baseball aus Parma, und dem Team aus der tschechischen Nachwuchshochburg Brünn, Hrosi Brno, waren zwei ernsthafte Konkurrenten zugelost. Die große Unbekannte war das Team der Brest Zubrs aus Weißrussland. Gar nicht so unbekannt allerdings war deren "Star"-Pitcher, Aleksandar Lukashevich, der noch einige Wochen zuvor in Sant Boi, Barcelona, mit den Academy-Spielern Henry Fisher und Sascha Obermayer und Coach Heisler im Aufgebot des MLB All-Star Teams gestanden war und dabei großes Interesse der MLB Scouts auf sich gezogen hatte.


© Manfred Heisler


ABA U16 - Hrosi Brno, 8-9

Tag 1 brachte als ersten Gegner Hrosi Brno. Von Beginn an sah man von beiden Seiten ein Spiel auf Augenhöhe und hohem Niveau, in dem sich beide Teams kaum Fehler leisteten. Christoph Vanas startete für das ABA Team am Mound, konnte zwar nicht vollends überzeugen, ließ aber am Ende eines 3 Innings währenden Kampfs mit dem Gegner und sich selbst lediglich 2 Runs der Tschechen zu. Anders lief es für den lefty Starter der Brünner, Tomas Zachoval. Nach einem starken Auftakt hatten sich die Österreicher bald gut auf ihn eingestellt, zeigten gute At-bats (9 Hits, 3 Walks) und erhielten zudem ein wenig Hilfe aus den Reihen der Nilpferd-Defense (Hrosi=Nilpferde). Den Big Blow lieferte - nicht zum letzten Mal - der Dornbirn Indian Marcel "Tiny" Theiner mit einem 2-Run-Triple, mit dem das Academy-Team mit 8-2 davonzog.

Vor dem letzten Inning sah also alles nach einem Auftakterfolg für die Österreicher aus. Sascha Obermayer, der beim MLB Academies Spring Tournament Ende März mehr als überzeugt hatte, sollte den Sieg am Mound klar machen. Doch schon bald zeigte sich, dass er weit von seiner Spanien-Form entfernt war, unkonzentriert wirkte und die Strike Zone einfach nicht finden konnte. Coach Heisler zögerte wohl etwas zu lange, brachte erst nach einem Strikeout, einem Single, 4 Walks und einem Hit-by-pitch Nicholas Schadler, der die undankbare Aufgabe hatte, die Aufholjagd der Tschechen mit einer 8-6 Führung, den Bases loaded, einem Out und dem Winning Run auf der 1. Base zu stoppen.

Zunächst sah es so aus als könnte er tatsächlich die Kohlen aus dem Feuer holen. Er schickte den ersten Batter nach einem 7-Pitch At-bat mit einem Strikeout zurück auf die Bank. Rasch ging er auch beim nächsten Batter mit zwei Strikes in Führung. Doch dann war es dieser eine Pitch, dieser eine Swing, der - möglicherweise für den restlichen Verlauf des Turniers - den Unterschied ausmachen sollte. Ein high inside Fastball, der Tscheche "faustet" den Ball in Richtungb und über die 3. Base, gerade fest genug, dass ihn Third Baseman Fisher nicht stoppen kann. Er kullert schier endlos am Padding der Platzeinzäunung entlang, bis ihn endlich Zoufal im Outfield aufnehmen kann und in Richtung Homeplate feuert. Doch der Wurf kommt zu spät, der Runner von der 1. Base scort und die Nilpferde aus Brünn schaffen damit tatsächlich das Comeback.

Für die Österreicher brachte der Tag zwei Überraschungen, von denen die böse leider am Ende kam. Die gute Überraschung war, wie überzeugend man über weite Strecken gegen das bekannt starke tschechische Nachwuchsteam aufgetreten war. Besonders deutlich wurde die Stärke der Tschechen in deren zweiten Spiel gegen Crocetta Baseball, das mit 13-0 geradezu hinweggefegt wurde. Allerdings hatten die Italiener sich ihre besten Pitcher für die Österreicher aufgespart. Doch dazu später.

ABA U16 - Brest Zubrs, 18-1

Für Österreichs U16-Auswahl stand am Morgen des zweiten Tages zunächst die unbekannte Hürde Brest auf dem Programm. Alex Lukashevich hatte schon am Vorabend angekündigt, er werde dieses Spiel starten. Das Team wurde also auf das Pitching des MLB Prospects in Theorie und Praxis vorbereitet. Wie im ausnahmsweise längeren Batting Practice vor dem Spiel simuliert, kam es dann auch im Spiel. Ein passabler Fastball, aber wenig Kontrolle, viele hohe Pitches außerhalb der Strike Zone, und wenn der Fastball geschlagen wird, mehr Breaking Balls mit noch weniger Kontrolle - die Österreicher waren nicht nur gut vorbereitet, sondern setzten die vorgegebene Strategie auch perfekt um.

Wenn Lukashevich Fastballs für Strikes warf, wurden diese in Hitters Counts sofort attackiert, hohe Pitches wurden durchgelassen. Die Folge waren Line Drives und harte Ground Balls, die die schwache Hintermannschaft der Weißrussen manchmal überraschten und oft überforderten. Recht rasch griff Lukashevich nun auf seinen Breaking Ball zurück, allerdings wie erwartet mit ebensowenig Kontrolle wie Erfolg. Ganze 7 Runs hatte er bereits abgegeben, ohne ein Out gemacht zu haben, als ihn sein Coach und Vater erlöste und vom Mound holte. Weitere 6 Runs folgten, bevor das 1. Inning endlich vorbei war.

Auf der anderen Seite zeigte Tobi Lechner in seinem ersten Start für eine österreichische Auswahl in einem internationalen Bewerb, weshalb man große Hoffnungen in ihn als Pitcher setzt. Der Linkshänder hatte im Top des 1. Innings keine Nerven gezeigt und staubtrocken drei schnelle Outs provoziert, das letzte davon gegen Lukashevich als Batter. Nur kurz war bei dem Weißrussen Hoffnung aufgekeimt, als er einen Flyball tief in den Right Centerfield Gap gehämmert hatte. Ebendort ließ Vienna Wanderer Nico Cartes den Schlag aber mit einem Running Catch wie ein Routineplay aussehen. Es sollte nur das erste in einer Reihe von sensationellen Plays des österreichischen Academy-Spielers im Turnier werden.

Der Rest des Spiels verlief vergleichsweise unspektakulär. Coach Lukashevich warf auf den Mound, was er noch zu bieten hatte, die Österreicher legten noch ein wenig nach und konnten bald einen überzeugenden Kantersieg in trockene Tücher wickeln.

ABA U16 - Crocetta Baseball, 0-2

Somit kam es zum großen Showdown im Nachtspiel am Central Field des Praha Eagles Baseballkomplexes. Die Ausgangslage war klar: Der Sieger der Partie würde in die Top 8 aufsteigen und weiter um den Titel mitspielen.

Die Italiener hatten, wie erwähnt, anscheinend spekuliert, im Spiel gegen Hrosi auf ihre besten Pitcher verzichtet und wurden dafür heftig bestraft (13-0). Coach Heisler hatte aber selbst noch ein As im Ärmel, seinen dritten Linkshänder, Tyler Pförtner. Bis dahin - und auch im weiteren Verlauf des Turniers - war Pförtner vor allem an der Plate durch seine Schlagleistung aufgefallen. Doch nun galt seine volle Konzentration der Lineup der Italiener. Diese hatten auch tatsächlich große Schwierigkeiten und konnten ihrerseits im ganzen Spiel nur 5 Hits verbuchen, allesamt Singles. Pförtners Leistung erinnerte in vieler Hinischt an die Sondervorstellung im vorjährigen U14-Finale gegen die tschechische Akademie.

Seine italienischen Kontrahenten Salvadori und Trevisan standen ihm aber um nichts nach. Zwar wurden einige Bälle hart geschlagen, sie fanden aber alle die Handschuhe der italienischen Verteidiger, die im gesamten Spiel fehlerfrei blieben und dadurch den Italienern einen Combined No-Hitter bescherten. Wie eben so oft auf höchstem Niveau, machten letztlich die kleinen Fehler den großen Unterschied aus. Zwei Missverständnisse in der Verteidigung und ein bei einem Tag Play fallengelassener Ball, mehr brauchte es für Crocetta nicht, um 2 Runs zu scoren, die schließlich für den Sieg reichten.

Dabei hatte gerade das österreichische Outfield alles getan, um die Italiener am Punkten zu hindern. Mit 3 lupenreinen, perfekt exekutierten Outfield-Assists (Schadler, Cartes 2) hatte man auch die zahlreichen Zuschauer begeistert.

Im letzten Inning kam nochmals Spannung auf, als die Österreicher Runner auf die 1. und 2. Base gebracht hatten. Der Umpire des Spiels hatte zuvor leider einen eigentlich völlig legalen geplanten Spielerwechsel der Österreicher aufgrund einer Falschauslegung der DH-Regel untersagt. Ob der Wechsel andere Konsequenzen gehabt hätte, bleibt aber im nachhinein völlig wertlose Spekulation. Letztlich gelang es nicht die beiden Runner nach Hause zu bringen, um in die Verlängerung zu kommen. Damit war auch klar, dass die U16-Auswahl auch in diesem Jahr keine Chancen mehr auf einen Platz unter den Top 8 hatte.

Auch wenn oder gerade weil man ein Nachwuchs-Baseballspiel auf absolutem Spitzenniveau gesehen hatte - viele Beobachter sprachen danach vom bislang besten Spiel des Turniers - war die Enttäuschung im österreichischen Lager verständlicherweise groß.

ABA U16 - Kaunas (LTU), 12-10

Die Enttäuschung des Vortags mag eine Rolle dabei gespielt haben, weshalb die Leistung des Vorabends im ersten Platzierungsspiel gegen einen der beiden starken litauischen Vertreter nicht gleich wieder abgerufen werden konnte.

Immerhin konnte sich aber Sascha Obermayer als Starter einigermaßen rehabilitieren. Er präsentierte sich wesentlich stärker als bei seinem ersten Auftritt und hielt die Österreicher 3 Innings lang gut im Spiel. Etwas unkonzentriert agierte aber die Defense hinter ihm, was in Verbindung mit stark schlagenden Litauern dazu führte, dass diese von Beginn an in Führung lagen. Angelo Thau übernahm im 4. Inning von Obermayer, konnte zwar 3 weitere ("geerbte") Runs für Kaunas nicht verhindern, ließ aber sonst nichts mehr zu.

Mit einer 10-5 Führung der Litauer ging es ins Bottom des 5. und -aufgrund des Zeitlimits - letzten Innings. gerade noch rechtzeitig waren inzwischen auch bei den Academy-Spielern die offensiven Geister wieder erwacht. Ein paar Wechsel bereits im 4. Inning hatten den Grundstein für eine sehenswerte Aufholjagd gelegt, die im 5. Inning in beeidruckender Manier abgeschlossen wurde. Es gab Pinch Hitter und Pinch Runner, harte Hits, Doubles und einen Wechsel, der am Vorabend untersagt worden war, zu sehen. Am Ende waren sämtliche 16 Spieler des Kaders zum Einsatz gekommen und hatten gemeinsam die Wende geschafft. Auch darin zeigte sich einmal mehr die große und neue geschlossene Stärke dieses Teams. Und wieder einmal war da Marcel "Tiny" Theiner, der mit einem knallharten Line Drive über den Kopf des Shortstops den Schusspunkt setzte, den winning Run zur Home Plate brachte und den Österreichern die Chance wahrte, den 9. Platz vom Vorjahr zu wiederholen.

ABA U16 - Israel, 10-2

Israel zeigte sich schon im Auftaktspiel der U14-Mannschaft als staker Gegner. Im U16-Bewerb war Israel in der Gruppenphase etwas glücklos und musste sich ebenfalls mit den unteren Platzierungsspielen begnügen. Ohne Zweifel aber war der "King of Jewish Baseball" (https://vimeo.com/49023898), Coach Nate Fish, mit einem starken Team nach Prag, das sich mehr erwartet hatte und alles daran setzen wollte, wenigstens die Gruppe der Bottom 8 zu gewinnen. Einem spannenden "Finale" stand also nichts im Weg.

Wie im ersten Spiel stand Christoph Vanas für das Academy-Team am Rubber, er sollte planmäßig die ersten beiden Innings übernehmen. Ein Walk und ein Hit reichten den Israelis, um zunächst die Führung zu übernehmen. Bevor die Österreicher ihrerseits ähnlich effizient in der 2. Hälfte des Innings zurückschlugen, klagte Vanas über leichte gesundheitliche Probleme. Man entschloss sich daher zu einer Planänderung. Jakob "Jimmy" Kainz, der seit dem Freitagsspiel gesundheitlich leicht angeschlagen war und eigentlich geschont werden sollte, bekam den Auftrag kurzfristig wenigstens für ein Inning einzuspringen. Während seine Teamkollegen sich den Run ohne Eile zurückholten, hatte er genug Zeit sich aufzuwärmen.

Was folgte, war eine Galavorstellung des jungen Homerunners. Im Schnitt brauchte er 10 Pitches pro Inning, um drei der israelischen Schlagmänner wieder ins Dugout zu schicken. Seine Defense spielte fehlerlos, souverän, ja bisweilen auch spektakulär, und in der Offense sah man ein gutes At-bat nach dem anderen. Die österreichischen Hitter attackierten das gute Pitching der Israelis (Segal, Bobov, Friedman), wenn sich die Gelegenheit ergab, und blieben geduldig, wenn es angebracht war.

Inning für Inning wurde nachgelegt, weiter Druck gemacht. Ein 2-Run Pinch Hit Single von Pförtner, Doubles von Schadler, Hoscher und dem Tulln Raven Felix Lahsnig waren Highlights im Offensiv-Feuerwerk der Österreicher. Lahsnig war es auch, der einen Grand Slam Homerun nur um wenige Zentimeter verpasste, weil der böige Wind aus Dresden anderes mit dem Ball vorhatte und ihn knapp am Left Field Foul Pole vorbeihauchte. Dennoch konnte er im Spiel 3 RBIs sammeln und bestätigte seine Rolle als eine der Offensivstützen des Teams.

Dieses letzte Spiel der Austrian Academy U16 in Prag war zweifellos die überzeugendste Vorstellung im ganzen Turnier. Bei den Spielern selbst war neben verhaltener Freude auch eine gewisse Genugtuung zu spüren, dass es nach dem Scheitern in der Vorrunde ein derart versöhnliches Ende gab und die Mannschaft sich noch einmal so stark präsentieren konnte. Freilich wollten alle Beteiligten auch kein Hehl daraus machen, dass man sich doch mehr erwartet und erhofft hatte.

Bei aller Enttäuschung darf jedoch nicht vergessen werden, dass es sich um ein sehr junges Team handelte und viele der Spieler im kommenden Jahr noch einmal im U16-Team dabei sein werden. Ein Jahr älter, ein Jahr reifer und hoffentlich ein Jahr stärker. Zudem hatte man es, wie sich herausstellte, in der Gruppenphase mit dem späteren Finalisten (Crocetta, Parma) und dem späteren Drittplatzierten (Hrosi Brno) zu tun gehabt und beide Begegnungen nur hauchdünn verloren.


Bericht: Fredi Heisler

 
 
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