Lutz und Cathi Rauch sind in der österreichischen Baseball- und Softballszene tief verwurzelt. Die beiden Homerunners haben die 2000er Jahre entscheidend mitgeprägt - egal ob in der Liga oder in der Nationalmannschaft. Seit anderthalb Jahren arbeiten die beiden in Gulu/Uganda.
Lutz und Cathi Rauch hat es 2015 nach Afrika verschlagen - Foto: L&C Rauch
Lutz und Cathi, in Wien herrschen Temperaturen bis zu -10 Grad Celsius. Wie ist das Wetter bei euch?
Lutz: Momentan ist Trockenzeit. Das heißt kaum Regen für 3 Monate und tägliche Höchsttemperaturen um die 35°C.
Ihr seid im Mai 2015 nach Uganda ausgewandert. Wie kam es dazu?
Lutz: Ich hatte schon seit meinem Studium das Interesse, mal in einem Entwicklungsland zu arbeiteten. Für einen Wasserwirtschaftler ist das ein sehr spannendes Umfeld, hier trifft man ganz andere Herausforderungen. Also hab ich mich 2014 bei
Horizont3000 für eine Stelle in Gulu beworben. Mein Vertrag ist auf zwei Jahre befristet, also nähern wir uns eigentlich schon dem Ende unserer Zeit hier.
Wie sieht euer Leben in Gulu aus?
Lutz: Eigentlich nicht so anders. Ich arbeite meistens von 8:30 bis 17:00. In der Freizeit treffen wir Freunde, machen Sport, schauen fern, schlafen. Fast wie in Wien.
Cathi: Auch bei mir ist es ähnlich wie in Wien. Ich bin halt mehr zu Hause, weil ich auch von dort aus arbeiten kann. Dazwischen gehe ich auf den Markt, in die Stadt oder treffe mich mit Freunden. Es ist auf jeden Fall entschleunigter und gleichzeitig spontaner als in Wien.
Wie schwer ist es gefallen Baseball und Softball weitestgehend aufzugeben?
Lutz: Baseball und Softball spielt eigentlich immer noch eine große Rolle in meinem Leben. Ich nerve die Metrostars regelmäßig per E-Mail oder Whatsapp mit meinen Fragen, Kommentaren und Beobachtungen. Viele Spiele hab ich im Ticker oder Stream verfolgt.
ABL Hall of Fame hält mich auch auf Trab. Selber spielen geht mir allerdings schon ab. Umgekehrt ist es manchmal auch ganz nett, nicht mehr so viele Aufgaben übernehmen zu müssen.
Cathi: Mir ist es überraschend leicht gefallen, auch wenn ich durch die WM und die Kontakte nach Wien natürlich immer noch involviert war und bin. Aber das Bedürfnis, selbst zu spielen, hab ich im Moment nicht. Zur Zeit genieße ich es, nicht so eingespannt zu sein.
Wie ist es um die beiden Sportarten in Afrika und im speziellen in Uganda bestellt?
Cathi: Die MLB veranstaltet auch in Afrika regelmäßig Tryouts, zu denen Spieler aus ganz Afrika eingeladen werden. Die letzten waren in Südafrika. Auch Coaches Clinics werden abgehalten und es kommen immer wieder ausländische Trainer nach Uganda, um die beiden Sportarten weiterzuentwickeln. Im Moment tut sich viel und die Ligen, unter anderem eine Little League, sind in vollem Gange. Leider sind Baseball und Softball auch in Uganda nicht besonders bekannte Sportarten; durch gute Medienkontakte schaffen sie es dennoch immer wieder in die nationalen Zeitungen.
Cathi begleitete Uganda nach Surrey - und traf alte Bekannte - Foto: C&L Rauch
Das Softball-Nationalteam von Uganda hat 2016 an der WM in Kanada teilgenommen. Es war die erste Teilnahme für das Land. Könnt ihr berichten, wie es dazu kam?
Cathi: Durch die Teilnahme an der Little League gab es schon länger gute Verbindungen nach Kanada. Diese Baseball-Beziehung hat sich in den letzten Jahren auch auf Softball ausgeweitet und so durften zwei ugandische Spielerinnen nach Kanada fahren, um dort für längere Zeit Coaches zu beobachten und selbst zu trainieren. Daraus entwickelte sich dann das WM-Projekt, für das die kanadische Trainerin Joni Frei - die 2009 das österreichische Nationalteam in Valencia betreut hatte - gewonnen werden konnte. Sie kam in der Vorbereitungszeit drei Mal nach Uganda, um Trainings zu leiten. In der Zwischenzeit wurde das Team von zwei ugandischen Coaches und mir betreut. Die Finanzierung des Projekts kam zum größten Teil ebenfalls aus Kanada, wo Spendenaktionen organisiert wurden, um den Mädels diese Reise zu ermöglichen.
Cathi, du bist als Teil des Coaching Staffs mit nach Surrey gereist. Wie würdest du die WM beschreiben, was ist besonders in Erinnerung geblieben?
Cathi: Die WM war eine großartige Erfahrung. Abgesehen von der Tatsache, dass es natürlich toll war, die Top-Teams gegeneinander spielen zu sehen und Teil des großen Ganzen zu sein, war es ein einmaliges Erlebnis, diese Erfahrung mit dem ugandischen Team zu machen. Für die Mädels war die WM viel mehr als Softball. Fast alle flogen zum ersten Mal in einem Flugzeug, ein paar hatten ihre ersten Spiele mit Umpire und so schöne Felder gibt es in Uganda natürlich auch nicht. Dazu erlebten wir eine Großzügigkeit, die alle unsere Erwartungen übertraf. Alle waren begeistert von Team Uganda, wollten Fotos machen oder helfen. Mir fehlen teilweise heute noch die Worte, wenn ich daran zurückdenke
Nach 1,5 Jahren kann man einen Blick zurück werfen. Wie empfindet ihr die Zeit in Afrika? Seht ihr das Leben anders als früher?
Lutz: Es ist auf jeden Fall eine interessante Erfahrung, die mich lange begleiten wird. Man bekommt einen Einblick in den Alltag Ugandas, der von ganz anderen Herausforderungen geprägt ist als in Österreich. Das schärft etwas den Blick auf die wesentlichen Dinge des eigenen Lebens.
Cathi: Man lernt die kleinen und großen Annehmlichkeiten des Lebens wieder zu schätzen. So freuen wir uns vor allem auf trinkbares Leitungswasser und konstanten Strom :-) Ich bin aber auf jeden Fall sehr froh, dass wir diesen Schritt gewagt haben und für zwei Jahre nach Gulu gezogen sind. Uganda ist ein wunderschönes Land, das sicherlich von vielen unterschätzt wird. Wir hoffen, dass wir auch durch unseren
Blog einen Einblick in unseren Alltag geben konnten und Leute dazu motivieren konnten, sich das alles mal persönlich anzusehen.
Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen Euch noch eine schöne restliche Zeit in Afrika.
zurück
