Zu den österreichischen Meisterschaften der Alterskategorie U18 traten in diesem Jahr lediglich drei Teams an: Vienna Wanderers (die auch als Veranstalter fungierten), Vienna Mets und Wr. Neustadt Diving Ducks. In allen Teams sah man Spieler aus der gesamten erlaubten Breite des Altersspektrums (also 14 bis 18 Jahre), wobei erstaunlicherweise gerade einige jüngere Spieler mit besonderen Leistungen auffielen. Die Teams der Mets und Diving Ducks hatten sich zudem mit einzelnen "Leihspielern" aus anderen Vereinen (Cubs bzw. Grasshoppers) verstärkt.
Tag 1 - Samstag, 8. Oktober 2017
Mets 2 @ Wanderers 9
Das Auftaktspiel am Samstag bestritten die beiden Wiener Teams. Für die Mets stand Leihspieler Alex Seidl aus Stockerau am Mound, für die Wanderers startete Christoph Vanas (beide U18- und U23-Nationalteamspieler). Während Vanas allerdings bald von Tobias Werner und dieser später von Angelo Thau abgelöst wurde, schulterte Seidl fast die gesamte Last des Spiels.
Dass das zu erwartende Pitcherduell nicht wirklich stattfand, lag aber nicht zum letzten Mal an diesem Wochenende weniger an den Pitchern, als vielmehr an einigen Unzulänglichkeiten in der Defense beider Teams. Vor allem bei den Mets schlichen sich immer wieder Fehler ein, die den Wanderers zusätzliche Outs schenkten und Runs ermöglichten. So konnte das Academy-Trio Vanas/Werner/Thau schließlich recht ungefährdet den ersten Sieg für Mean Green verbuchen.
Diving Ducks 8 @ Mets 12 (5 1/2 Innings)
Den Wr. Neustädtern standen aufgrund einer Terminkollision einige ihrer Nachwuchsspieler aus Tschechien nicht zur Verfügung, und auch dem Ruf der Ducks in Richtung Traiskirchen waren nur wenige der dort beheimateten Leihspieler gefolgt. Aus dem Grund hatte sich die junge und tapfere Louise McGarry zur Rettung des Ducks-Kaders bereit erklärt, die Herausforderung der kleineren Bälle und schwereren Holzschläger anzunehmen (was ihr auch von Spiel zu Spiel sichtlich immer besser gelang).
Die Grasshoppers-Leihgabe Tobias Kiefer lieferte für die Ducks die wohl beste Pitching Performance des Tages und gab erst im 5. Inning den ersten Basehit ab. Die Ducks hatten sich gegen Jakob Kainz bis dahin eine bequeme 6-0 Führung erspielt, waren aber in der Folge nicht imstande diese zu halten. Einige Fehler, Passed Balls und falsch eingeschätze Fly Balls wurden nun durch den einen und anderen Hit von der Mets Offense in Zählbares verwandelt und trieben Kiefers Pitch Count in die Höhe. Die Aufholjagd setzte sich auch nach einem Pitcherwechsel fort und ließ die Wiener an den Neustädtern vorbeiziehen. Was lange nach einem sicheren Sieg der Ducks ausgesehen hatte, endete schließlich mit einem 12-8 zugunsten der Mets.
Wanderers 18 @ Diving Ducks 13
Das letzte Spiel des Tages ähnelte in seinem Verlauf zunächst jenem zwischen Mets und Ducks. Wieder konnten sich die Ducks mit ihrem Starter, Florian Amon, anfangs eine komfortable Führung verschaffen. Starting Pitcher Jo Iijima und seine Wanderers-Defense hatten in den ersten paar Innings sehr viel Verkehr auf den Bases zugelassen und Schwierigkeiten diesen zu regeln. Doch auch bei den Ducks sah man ein Wechselspiel aus solidem Pitching mit einigen guten Plays und verpatzten Routine-Outs.
Nach und nach konsolidierten sich Defense und Pitching der Wanderers, während sich bei den Ducks Lücken auftaten, die durch die Schläge der Wanderers Hitter gefüllt wurden. So kam es, dass im 6. Inning zwar das - turnierbedingt vorgegebene - Zeitlimit erreicht, das Spiel jedoch beim Stand von 13:13 ausgeglichen war und daher weitergehen musste. Björn Ress und Alex Kienberger hatten, als sie am Hügel übernahmen, wohl nur mit einer kleinen Relief Appearence gerechnet. Am Ende standen bei beiden aber genug Pitches für einen soliden Start zu Buche.
Bis zum Zeitablauf hatte man noch nicht von einem sportlichen Leckerbissen sprechen können, doch plötzlich entwickelte sich ein ungemein spannendes und hochklassiges Duell auf beiden Seiten. Im 7. Inning wurden keine Runs erzielt, also ging es in Extra-Innings. In Anwendung der CEB-Tie-Breaker-Regel wurden ab nun zu Beginn jedes weiteren Innings Läufer auf die erste und zweite Base gestellt. Doch die Spieler auf beiden Seiten machten keine Anstalten den Tie brechen zu lassen, sondern machten nun jedes Play, hier ein game-saving Running Catch, da ein spektakuläres game-saving Double Play. So kam es, dass nach ganzen neun Innings immer noch keine Entscheidung gefallen war. Im 10. Inning schafften dann aber die Wanderers den Durchbruch. Mit einer beeindruckenden Doubles-Orgie (Thau, Werner, Stemmer, Hoscher) legten sie gleich 5 Runs vor, die von den Ducks trotz aller Bemühungen gegen Closer Lucas Eder unbeantwortet blieben.
Tag 2 - Sonntag, 9. Oktober 2017
Der zweite Tag brachte dieselben Begegnungen wie am Vortag, allerdings mit jeweils vertauschtem Heimrecht.
Wanderers 12 @ Mets 1
Mit U18- und U23-Nationalteamspieler Nicholas Schadler am Mound hoffte man seitens der Mets sich für die Niederlage am Vortag beim Stadtrivalen revanchieren zu können. Sakanashis Wanderers konterten mit dem jungen Tobias Werner als Pitcher, den man sonst eher als Empfänger des geworfenen Sportgeräts kennenzulernen pflegt. Schadler hielt zwar seine möglicherweise gegebenen Versprechen, warf eine hervorragende Partie und ließ in den ersten vier Innings keinen Earned Run zu, dennoch war sein Team bereits mit 0-6 in Rückstand geraten. Auf der anderen Seite Wiens hielt Werner das gesamte Spiel über die Mets-Batter sehr gut in Schach, half mit seinem Schläger zwischendurch ein bisschen mit und konnte sich bei einer soliden Defensivmannschaft dafür bedanken, dass sie den Rest der Arbeit für ihn fast fehlerlos erledigte. Recht unspektakulär bauten die Wanderers in der Folge ihre Führung weiter aus und entschieden auch das zweite U18-Stadtderby für sich.
Da zu diesem Zeitpunkt keines der beiden anderen Teams mehr die drei Siege der Wanderers erreichen konnte, stand damit auch der Meistertitel für die Junioren der Wanderers fest.
Mets 2 @ Diving Ducks 12
Somit ging es in den verbleibenden Spielen darum, wer sich am Ende des Tages mit Silbermedaillen schmücken dürfen würde. Es standen sich zwei linkshändige Starting Pitcher gegenüber, die vor einigen Monaten noch gemeinsam am Mound (nacheinander, nicht gleichzeitig) den Grundstein des U18-Nationalteam-Triumphs gegen Schweden gelegt hatten: Grasshopper Sascha Obermayer für die Ducks und Tobias Lechner für die Mets.
Sehr bald zeigte sich, dass Obermayer es besser schaffte, den Ball vor den Hittern der Mets zu verstecken. Er geriet kaum unter Druck und konnte sich auf seine Hintermannschaft verlassen. Ein Luxus, der Lechner allerdings verwehrt blieb. Zwar war auch seine Vorstellung am Mound durchaus solide, doch der eine oder andere Error und ein paar Misplays ergänzten eine gute Offensivleistung der Ducks an der Plate und beim Baserunning zu einem klaren Vorsprung. Dass das Spiel beim Stand von 11-2 in der zweiten Hälfte des 6. Innings mit Läufern auf der ersten und dritten Base durch einen Balk und Mercy Rule beendet wurde, passte ganz gut in das unglückliche Gesamtbild.
Aufgrund der Ergebnisse im direkten Vergleich zwischen Ducks und Mets hatten die Ducks nach diesem deutlichen Erfolg den zweiten Platz bereits sicher in der Tasche.
Diving Ducks 10 @ Wanderers 11
Es ging also in der Abschlusspartie dieser Meisterschaft "nur" mehr um die Ehre, um die "Bragging Rights", zumal sich viele der auf beiden Seiten beteiligten Spieler in den Trainings und Scrimmages der Austrian Baseball Academy regelmäßig wiedersehen.
Und wieder sah man einen Spielverlauf, der sehr deutlich an das erinnerte, was sich am Vorabend an derselben Stelle ereignet hatte. Lenny Filarowski pitchte gut und produzierte Outs, während seine Offense brav Run um Run und damit einen Vorsprung für die Ducks erspielte. Enzo Valda von den Wienern war die mangelnde Routine als Pitcher doch ein wenig anzumerken. Als Lucas Eder am Mound übernommen hatte, kehrte etwas Ruhe ein, die die Wanderers Batter wiederum dazu nutzten, den Rückstand nach und nach zu verkürzen. Alessandro Zoufal sollte die Aufholjagd der Wanderers diesmal bremsen, doch das gelang nicht ganz und es kam was kommen musste: Ausgleich Wanderers, Ablauf des Zeitlimits, Tie-Breaker-Rule.
Diesmal jedoch machten die frischgebackenen Österreichischen Juniorenmeister kurzen Prozess. Nachdem es den Ducks nicht gelungen war in der ersten Hälfte des Innings zu scoren, setzte Dominik Riedl einen Line Drive ins Right Field, die Rightfielderin McGarry verpasst ihn nur knapp und der Winning Run kommt über die Home Plate.
Letzten Endes setzten sich die Wanderers also ohne Niederlage mit vier Siegen (und ohne Leihspieler) souverän durch, wenngleich vor allem die Ducks die Sache deutlich spannender machen können hätten: In drei Spielen war man deutlich voran gelegen, verlor die Spiele aber letztlich doch noch knapp.
Positiv mitnehmen lässt sich vor allem, dass einige junge Pitcher sehr vielversprechende Vorstellungen gezeigt haben, die in der Fehleranfälligkeit der Hintermannschaften etwas untergingen, und dass einige sehr junge Spieler bereits jetzt stark aufgezeigt und sich als Leistungsträger etabliert haben.
Die eingangs geschilderten Umstände (nur drei Teams, Leihspieler, etc.) machten allerdings einmal mehr deutlich, was man zuvor ohnehin bereits wusste: Sowohl Spieler- als auch Leistungsdichte in dieser Alterskategorie sind hierzulande im Moment nicht gerade zufriedenstellend. Es handelt sich dabei selbstverständlich nicht um eine Situation, die sich kurzfristig ändern lässt, doch ein Blick auf die wesentlich stärker besetzten jüngeren Alterskategorien von U10 bis U14 macht zumindest Hoffnung, dass für die kommenden Jahre Besserung möglich ist, sofern es gelingt, einen großen Teil der Spieler bei der Stange zu halten.
Österreichische Meisterschaften Junioren U18 2017
1. Vienna Wanderers
2. Wr. Neustadt Diving Ducks
3. Vienna Mets (Homerunners)
Bericht: Manfred Heisler
zurück